Cycling Anden 2019
7 — Salar de Uyuni

15.11.2019

Coipasa, Bolivien

19.11.2019, Isla Incahuasi, Bolivien

Auf dem Salar de Coipasa stehe ich auf halber Strecke zum anderen Ufer und schaue zurück zu den beiden Hügeln zwischen denen ich, weil ich die Assoziation eines gefrorenen Sees und die damit verbundene Eisbruchgefahr nicht ausschalten konnte, zögernd, auf die Salzebene hinausgefahren bin.
Jetzt wo das Surren der rollenden Reifen auf dem feuchten, aber zum Befahren ausreichend harten Salz verstummt ist, wird mein Alleinsein gegenwärtig. In jede Richtung dehnt sich das Weiss über mindestens 20 Kilometer aus. Das Rauschen des Bluts durch meine Ohren mischt sich mit dem Knistern, welches entsteht, wenn die Sonne Wasser aus dem Salz zieht.
Ich blicke nach vorne auf die beiden Höcker des Cerro Grande und denke an Vernal, bei dem ich mich im Dorf nach der Passierbarkeit des Salzsees erkundigt habe. Auf dem Lehmboden seines Ladens hat er mir mit den Fingern den Weg aufgezeigt und diese beiden Höcker zur Orientierung empfohlen. Erst als er sich hinter die Verkaufstheke tastet, dort fünf Schachteln in einer Reihe abzählt um die Hühnerbouillon zu finden, nach der ich gefragt habe, wird mir klar, dass er blind ist.
Was mich beunruhigt ist ein schwarz schimmernder Steifen den ich dort erkenne, wo der Berg aus der Salzfläche ragt und hoffe, dass das was von hier wie Wasser ausschaut sich als Fata Morgana entpuppt, denn sonst wird es für mich schwer wieder an Land zu kommen.

15.11.2019

Vernal erklärt mir den Weg über den Salar de Coipasa, Bolivien

15.11.2019

Ladenbesitzer Vernal, Coipasa, Bolivien

15.11.2019

Salar de Coipasa, Bolivien

16.11.2019

Salar de Coipasa, Bolivien

16.11.2019

In Luca findet sich Wasser um das Salz vom Rad zu spülen. Bolivien

16.11.2019

Von Coipasa nach Salinas de Garci Mendoza, Bolivien

16.11.2019

Waschtag in Salinas de Garci Mendoza, Bolivien

17.11.2019

Panaderia in Salinas de Garci Mendoza, Bolivien

18.11.2019

Volcàn Tunupa 5432 m, Bolivien

16.11.2019

Übernachtungsplatz am Volcàn Tunupa mit Blick auf den Salar de Uyuni, Bolivien

19.11.2019

Salar de Uyuni, Bolivien

19.11.2019

Salar de Uyuni, Bolivien

19.11.2019

Isla Incahuasi, Salar de Uyuni, Bolivien

19.11.2019, Isla Incahuasi, Bolivien

An einem der aus Salzblöcken gebauten Tische auf der Insel Incahuasi in der Mitte des mehr als zehntausend Quadratkilometer grossen Salar de Uyuni sitze ich mit einigen Reisenden einer Jeeptour, die hier den Programmpunkt „Sonnenuntergang auf dem Salar“ abwarten, bevor sie die Fahrt zu einem der Salzhotels am Ufer fortsetzen.
In welches Hotel und in welchen Ort sie fahren werden, wissen sie nicht, dafür erklärt man mir, dass hier mal ein See war, der Wasserspiegel höher war als das Salz heute und es deshalb auf der Insel Korallen gebe. An den Schnittstellen der Salzblöcke könne man die Regelmässigkeit von Sandstürmen ablesen, welche sich in den dunklen Streifen zeigen.
Während mein Gesprächspartner erzählt, dass er heute morgen in 35 Minuten von La Paz nach Uyuni geflogen ist, um dort diese Jeeptour zu beginnen die ihn bis in 2 Tagen nach San Pedro de Atacama bringen wird, lasse ich meinen Blick über den Salar gleiten und zeige auf die drei Vulkane Tunupa, Cerro Grande und Wila Pukurani, deren Silhouetten sich im Gegenlicht der Abendsonne scharf abzeichnen. Dass ich von diesem Punkt alle drei Gipfel sehen kann, welche mir die letzten sieben Tage zur Orientierung dienten, veranschaulicht meine Reisegeschwindigkeit. Die siebzehn Radfahrtage waren es seit La Paz. Bis zu meiner Ankunft in San Pedro werden weitere dreizehn Tage vergehen. Vielleicht wird mein Gegenüber bis dahin bereits wieder an seinem Bürotisch in London sitzen und darauf hoffen Zeit zu finden, um seine Fotos von Cusco, Machu Pichu, Calapagos und wo er sonst noch überall war, zu sortieren.
Nun ruft der Guide und die letzten zwei Jeeps verlassen die Insel, um sich bald darauf am Horizont aufzulösen und mich mit den paar wenigen Menschen, die hier leben und arbeiten, in der Stille zurück zu lassen. Zum Beispiel mit Alfredo, der hier seid 37 Jahren den Kiosk betreibt und ankommenden Radfahrern Kaffee offeriert. Ich beende den Eintrag in seinem Radfahrergästebuch, bevor ich hinaus rolle, auf die weite weisse Fläche, um irgendwo draussen in der Leere mit dem mitgebrachten Stein die neun Nägel ins steinharte Salz zu schlagen, um damit mein Zelt auf der windreichen Ebene zu befestigen.

20.11.2019

Salar de Uyuni, Bolivien